Wien (OTS) – In den vergangenen zehn Jahren sind in Österreich
täglich rund vier
Hektar Boden für Gewerbeflächen verbraucht worden. Das zeigt eine
aktuelle Berechnung des WWF auf Basis von Daten des Bundesamtes für
Eich- und Vermessungswesen (BEV). Gewerbeflächen sind damit einer der
wesentlichen Treiber des Bodenverbrauchs, der insgesamt im
langjährigen Schnitt mit rund elf Hektar pro Tag ein Vielfaches über
dem politischen Ziel liegt. Grund für den Wildwuchs sind neben
mangelnder Raumplanung und falschen steuerlichen Anreizen vor allem
Straßenprojekte. „ Neue Straßen wirken häufig wie ein Magnet für neue
Gewerbeparks. Beim Ausbau von Straßen, wie jetzt bei der Lobau-
Autobahn geplant, gehen daher weit mehr Böden verloren als die Pläne
anfänglich glauben lassen ”, sagt Simon Pories vom WWF. Als Beispiel
nennt der WWF die Wiener Außenring Schnellstraße (S1). Seit ihrem Bau
im Jahr 2009 ist allein das Betriebsgebiet in der Nähe von Gerasdorf
bei Wien um mehr als 100 Hektar gewachsen. Bei der Erweiterung durch
die Lobau und das Marchfeld droht eine ähnliche Entwicklung, warnt
der WWF.
Der WWF fordert daher einen echten Kurswechsel in der
Raumordnungspolitik. Anstatt durch Projekte wie die Lobau-Autobahn
weitere Bodenversiegelung und klimaschädlichen Verkehr
voranzutreiben, muss die Bundesregierung dafür sorgen, dass bereits
verbaute Gewerbeflächen besser genutzt werden, statt laufend neue
Betriebsgebiete auf der grünen Wiese zu schaffen. Der Fokus muss
insgesamt auf einer flächensparenden Entwicklung liegen, die sich an
bestehenden Betriebsflächen und Verkehrsachsen orientiert – nicht auf
veralteten Großprojekten wie der Lobau-Autobahn, die den
Herausforderungen unserer Zeit diametral entgegenstehen.
Lobau-Autobahn befeuert Versiegelung
Neben dem Tunnel durch die Lobau ist auch eine rund elf Kilometer
lange oberirdische Strecke geplant, die sowohl fruchtbare
Ackerflächen als auch Lebensräume zerschneiden und rund 130 Hektar
Boden verbrauchen würde. Zudem wird bereits jetzt vom Umfeld als
„bedeutendstes Entwicklungsgebiet für Betriebsansiedlungen“
gesprochen. Ein Verlust der fruchtbaren Böden im Marchfeld ist
vorprogrammiert. „Die Lobau-Autobahn bringt neben dem riskanten
Tunnelprojekt mitten durch die Donauauen auch gigantische
Bodenversiegelung mit sich. Das schadet dem Klima, der Umwelt und der
Artenvielfalt zusätzlich”, sagt WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon
Pories.
Methodik der Zahlen zum Bodenverbrauch
Die WWF-Analyse für den Bodenverbrauch durch Betriebsflächen erfolgte
anhand der gängigen Berechnungsmethode des Umweltbundesamtes. Diese
verwendet die Daten der Digitalen Katastralmappe des Bundesamtes für
Eich- und Vermessungswesen (BEV), die in der Regionalinformation
online veröffentlicht sind. Rund die Hälfte des insgesamt
verbrauchten Bodens ist auch versiegelt, also mit einer wasser- und
luftundurchlässigen Schicht überzogen.
Die aktuelle Analyse zum Wildwuchs der Gewerbeflächen in Österreich
mit seinen Ausmaßen, Ursachen, Folgen und Lösungswegen sowie Bilder
finden Sie hier: https://wwf-
bilder.px.media/share/1761211185MCfNi83bNrPISo




