Bisher unbekannter Mechanismus bei Präeklampsie entdeckt

Wien (OTS) – Präeklampsie zählt zu den schwerwiegendsten
Komplikationen in der
Schwangerschaft, die weltweit Millionen Frauen und Neugeborene
betrifft und lebensbedrohlich verlaufen kann. Trotz intensiver
Forschung war bisher unklar, welche Vorgänge in der Plazenta zur
Erkrankung führen. Nun hat ein Forschungsteam unter Leitung der
Medizinischen Universität Wien einen bisher unbekannten Mechanismus
entdeckt, der entscheidend zur Entstehung von Präeklampsie beiträgt.
Die aktuell im Fachmagazin Nature Communications publizierten
Ergebnisse können neue Möglichkeiten für die Diagnose und Therapie
eröffnen.

Unter der Leitung von Claudia Gundacker, Sebastian Granitzer und
Raimund Widhalm (alle vom Institut für Medizinische Genetik der
MedUni Wien) untersuchte das Forschungsteam, warum bei betroffenen
Schwangeren der sogenannte sFlt-1/PlGF-Quotient – ein Blutwert, der
als wichtigster Hinweis auf eine drohende Präeklampsie gilt – aus dem
Gleichgewicht gerät. Dabei zeigte sich, dass zwei Proteine, der
Aminosäuretransporter LAT1 und der Transkriptionsfaktor NRF2, eine
zentrale Rolle spielen. Diese beiden Moleküle arbeiten zusammen, um
die Blutgefässbildung zu steuern und Zellen vor oxidativem Stress zu
schützen – also vor einem Überschuss an schädlichen
Sauerstoffverbindungen. Wird dieses Zusammenspiel gestört, kommt es
zu genau jenem Ungleichgewicht, das für Präeklampsie typisch ist. Die
Forschenden konnten außerdem zeigen, dass der erhöhte oxidative
Stress nicht wie bisher angenommen die Ursache, sondern eine Folge
der Erkrankung ist.

„Wir haben einen Mechanismus gefunden, der den oxidativen Stress
in einer Zelle reguliert. Noch bedeutsamer ist die Erkrenntnis, dass
dieser Mechanismus in der Präeklampsie fehlreguliert ist“, erklärt
Studienleiterin Claudia Gundacker. „Ein besseres Verständnis dieser
Mechanismen eröffnet neue Möglichkeiten für die Diagnose und
Behandlung der Präeklampsie – und damit für die Gesundheit von
Müttern und Kindern.“

Besseres Verständnis als Basis für neue Ansätze
Präeklampsie tritt meist im zweiten oder dritten
Schwangerschaftsdrittel auf. Die Erkrankung ist durch Bluthochdruck
und eine erhöhte Eiweißausscheidung im Urin gekennzeichnet und kann
ohne rechtzeitige Behandlung zu schweren Komplikationen bei Mutter
und Kind führen. Häufig bleibt als einzige Therapie die frühzeitige
Entbindung. Frauen und Kinder, die von Präeklampsie betroffen sind,
haben zudem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und
Stoffwechselerkrankungen im späteren Leben. Die neuen Erkenntnisse
der MedUni Wien helfen, die Erkrankung auf molekularer Ebene besser
zu verstehen und könnten langfristig helfen, neue Ansätze für
Diagnose und Therapie zu entwickeln.

Publikation: Nature Communications
LAT1-NRF2 axis controls sFlt-1/PlGF imbalance and oxidative stress in
preeclampsia
Sebastian Granitzer, Raimund Widhalm, Isabella Ellinger, Harald
Zeisler, Martin Forsthuber, Philipp Foessleitner, Elisabeth Geschrey,
Leila Saleh, Martin Knöfler, Gernot Desoye, Paul Ettel, Thomas
Weichhart, Laszlo Musiejovsky, Gernot Schabbauer, Hans Salzer, Margit
Rosner, Markus Hengstschläger, Claudia Gundacker
DOI: 10.1038/s41467-025-64160-0
https://www.nature.com/articles/s41467-025-64160-0