Wien (OTS) – Datum: 26. Oktober
Zeit: 18:00 – 20:00
Veranstaltungskategorien:
Diskussion, Veranstaltungen, Vorträge
Veranstaltungsort
Depot – Raum für Kunst und Diskussion
Breite Gasse 3
Wien, 1070 Österreich
Am jüdischen Feiertag Yom Kippur 5780, am 9. Oktober 2019 kam es
in Halle und Landsberg/Wiedersdorf zu einem antisemitischen,
rassistischen und misogynen Anschlag bei dem zwei Personen von einem
Rechtsterroristen ermordet wurden, nachdem es ihm nicht gelungen war,
in die volle Synagoge einzudringen. Eine Person davon war Jana L.
Obwohl der Anschlag einen schweren Einschnitt bedeutete, reiht er
sich ein in eine Kontinuität antisemitischer Gewalt seit 1945.
Auch die rechtsextreme Anschlagsserie in Österreich zwischen 1993
und 1996, zeigt eine klare Kontinuität. Die Anschläge galten
Angehörigen von Minderheiten, sowie Aktivist*innen, die sich für
deren Rechte einsetzten. Die am 4. Februar 1995 in Oberwart
ermordeten Roma Peter Sarközi, Josef Simon, Erwin Horvath und Karl
Horvath wurden, trotz der gesellschaftlichen und medialen Ignoranz
gegenüber dem Tathintergrund, Opfer einer rassistischen Ideologie.
Heute sind sie in der gesellschaftlichen Erinnerung kaum verankert.
Die gesellschaftliche und politische Aufarbeitung solcher
Anschläge hat erhebliche Auswirkungen darauf, wie die Betroffenen das
Trauma der Gewalt verarbeiten und ob und wie die Gesellschaft diese
Einschnitte integriert. Nach Oberwart und Halle zeigt sich eine
deutliche Differenz in der Wahrnehmung der Bedrohung und in der
Dringlichkeit, dagegen zu handeln. Eine psychologisierende
Medienberichterstattung, die Rede von „Einzeltaten“ und die
kollektive Unfähigkeit, die Kontinuität antisemitischer,
rassistischer und antifeministischer Ideologien zu erkennen, prägen
bis heute den gesellschaftspolitischen Umgang mit rechter Gewalt.
Heute sind sie in der gesellschaftlichen Erinnerung kaum verankert.
Am 26.10. diskutieren Christina Feist und Tina Nardai darüber,
welche Resonanz in Medien und Gesellschaft zu diesen Ereignissen
entstanden ist. Welche Perspektiven dominier(t)en die Narrative? Wie
wurde und wird mit Betroffenen der Anschläge und ihren Angehörigen
umgegangen?
Christina Feist ist Journalistin, Historikerin, Philosophin und
Überlebende des Anschlags in Halle. Heute lebt sie in Paris und
engagiert sich für die Rechte von Betroffenen.
Tina Nardai ist Burgenland Romni, Journalistin bei Radio MORA und
erlebte das Attentat in Oberwart als 11-jähriges Kind. Sie ist
Aktivistin und lebt in Oberwart.
Judith Goetz übernimmt die Moderation. Sie ist Politik- und
Bildungswissenschafterin, Gender Forscherin und Rechtsextremismus-
Expertin. Sie lehrt und forscht an der Universität Innsbruck.
Gemeinsame Veranstaltung vom Verein Gedenkdienst und Prozess
Report im Depot Wien.
Wir freuen uns insbesondere über die Teilnahme von Journalist*
innen und anderen Personen, die im Medienbereich tätig sind.
Gemeinsam wollen wir über einen sensiblen Umgang in der
Medienberichterstattung über rechte Gewalt diskutieren.




