Absage an einen Aufruf von Milo Rau

Wien (OTS) – In einem Aufruf auf der Website der Wiener Festwochen
fordert der
Intendant der Festwochen Kunst- und Kulturschaffende zum „Widerstand
Jetzt“ auf. Er meint damit nicht etwa, den Widerstand gegen
antijüdische Boykotte innerhalb der Kunstszene. Er fordert nicht auf
zum Widerstand gegen Judenhass und Israelhetze. Ihm geht es nicht um
Widerstand gegen Vereinfachung und Ressentiment. Nein, Milo Rau
erklärt, die Kunst müsse aufhören mit dem Schweigen. Ihn stört nicht
das Schweigen über die antisemitischen Attacken und Attentate in
vielen Ländern. Zu leise noch findet er jene, die gegen den
Judenstaat hetzen.

Von einem solchen Schweigen wissen die jüdischen Menschen in Europa
nichts. Sie hören das Gebrüll jener Hunderten Manifestationen, in
denen die Vernichtung Israels gefordert wird. Aber Milo Rau reicht es
nicht. Ihm geht es um einseitige Schuldzuweisungen im Nahen Osten. Er
behauptet fälschlich, der israelische Regierungschef und sein
Kabinett haben zur Vernichtung des palästinensischen Volkes
aufgerufen. Weiß er denn nicht, dass es in diesen Zitaten, wie immer
sie bewertet werden, immer nur um die Vernichtung der Hamas ging? Er
will uns glauben machen, ein „Völkermord“ sei festgestellt. Das ist
unwahr! Aber Wahrheit und Diskussion interessieren ihn nicht.
Argumente tut er in seinem Aufruf als „linguistische Spielereien“ ab.
Er vergleicht sogar jenes Schweigen der Kritik an Israel, das es
nicht gibt, mit dem Schweigen gegenüber der Schoah. Ja, er schreckt
nicht einmal vor dieser Geschichtsrelativierung zurück.

Milo Rau spekuliert mit dem Skandal. Läge ihm irgendetwas an dem Ende
des Krieges, würde er für den Deal eintreten, der nun auf
Geiselbefreiung, auf einen Waffenstillstand, auf Entmachtung der
Hamas und eine bessere Zukunft für Gaza hoffen lässt. Aber ihm geht
es nicht um die Menschen in Gaza und Israel. Er will Aufmerksamkeit
und Quoten – und zwar auf Kosten des jüdischen Lebens in Österreich.

Wir wenden uns deshalb ebenso an alle, die Kunst und Kultur
repräsentieren und an ihr interessiert sind. Uns geht es nicht darum,
kritisches Denken einzuschränken oder als linguistische Spielerei zu
verleumden. Wir rufen auf, gerade jetzt in der künstlerischen
Auseinandersetzung für Differenzierung und gegen Einseitigkeit die
Stimme zu erheben. Wir rufen auf, niemanden und keine Kunst und kein
Eintreten für Frieden und Aussöhnung aufgrund einer nationalen oder
religiösen Herkunft oder Zugehörigkeit zu diskreditieren oder zu
boykottieren.

Es gilt jetzt, Solidarität zu bezeugen gegen Judenhass und
Israelhetze.

Fabian Eder
Olga Flor
Karl Markus Gauß
Sabine Gruber
Monika Helfer
Miguel Herz-Kestranek
Elfriede Jelinek
Michael Köhlmeier
Dörte Lyssewksi
Martin Prinz
Doron Rabinovici
Gerhard Ruiss
Robert Schindel
Katharina Stemberger
Vladimir Vertlib