Studie ElWG: „Österreich-Aufschlag“ durch Erzeugungsentgelte steigert Import-Abhängigkeit und benachteiligt heimische, regionale Erzeugung

Wien (OTS) – Eine von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), dem
Dachverband der
Erneuerbaren-Verbände, in Auftrag gegebene Studie der Energieberatung
„Enervis“ sieht durch zusätzliche Netznutzungsentgelte des
sogenannten „Günstiger-Strom-Gesetzes“ eine deutliche Erhöhung der
Stromimporte und Verstärkung des Kaufkraftabflusses ins Ausland.
Heimische Erzeugung werde schlechter gestellt – der Import von Strom
aus Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerken steigt.

Grafiken: 1) Importanstieg 2) Auswirkung auf Erzeugungsmengen
2035

„Die im ElWG geplanten Einspeisenetzentgelte für erneuerbare
Stromerzeuger verteuern grundsätzlich die österreichische Erzeugung
und machen dadurch Importe im Vergleich günstiger“, stellt
Studienautor Thomas Rosenzopf klar. Es findet eine Verdrängung der
österreichischen Erzeugung durch Importe aus Nachbarmärkten statt. Je
höher die geplanten zusätzlichen Netzentgelte für Erzeuger ausfallen,
desto stärker trete dieser Effekt auf. So importiert Österreich bei
Entgelten zwischen 0,5 und 5 Euro/MWh zwischen 3 bzw. 5
Terawattstunden mehr Strom als ohne zusätzliche
Einspeisenetzentgelte. Betrachtet man diese Werte in Euro, geben
österreichische Haushalte und Unternehmen nach Berechnung des EEÖ
bezogen auf den durchschnittlichen Börsenstrompreis 2025 290 bis 490
Millionen Euro allein für zusätzliche Stromimporte aus.

Zwtl.: Deutlich erhöhte Nettostromimporte, Verdrängung heimischer
Energie

Österreichische Erneuerbare Energien würden durch die höheren
Netzgebühren anteilig von Erzeugern aus Anrainerstaaten ohne
Österreich-Aufschlag verdrängt – so dass laut Studie bei
Netzentgelten von 0,5 Ꞓ/MWh im Jahr 2030 mit 0,7 TWh bzw. bei 5 Ꞓ/MWh
mit 2,3 TWh an zusätzlichen Importen zu rechnen ist.

Im Jahr 2035 wäre bei einem Einspeisenetzengelt von 0,5 Ꞓ/MWh mit
einem Erzeugungs-Rückgang bei PV von minus 7 Prozent und bei Wind von
minus 9 Prozent zu rechnen. Bei einem Netzentgelt von 5 Ꞓ/MWh würden
bei PV um minus 9 Prozent und Wind um minus 13 Prozent weniger
produziert.

Zwtl.: Einseitige Maßnahme – fehlender Einklang mit EU-Strommarkt

Da eine Koordination zur rein österreichischen Maßnahme auf
europäischer Ebene gemäß EU-Wettbewerbsrecht schwer umzusetzen sei,
verlagere sich Wertschöpfung in die Nachbarländer, so die Studie. Das
alles vor dem Hintergrund erster Anzeichen einer Deindustrialisierung
und der eigentlich angestrebten stärkeren Energie-Unabhängigkeit und
heimischen Versorgungssicherheit von Wirtschaft, Industrie und
Haushalten. Erst diese Woche hat die Europäische Union einen
konkreten Import-Stopp von russischem Gas mit Ende 2027 fixiert.

Zwtl.: Weniger Investitionen – höhere Förderkosten

Aufgrund der Marktverzerrung würde bei Einführung des Österreich-
Aufschlags weniger in Kraftwerke investiert, geringere Erlöse und
Erzeugungsmengen zeitigen Auswirkungen auf die Zuschlagswerte bei
Ausschreibungen, höhere Förderkosten bei Erneuerbaren-Projekten sind
die Folge. Der Ausbau für nicht-geförderte Erneuerbare (etwa PPAs,
exklusive Stromlieferverträge für Unternehmen und Industrie) käme
durch die Verzerrung von deren Gebotsverhalten weitestgehend zum
Erliegen. Sie würden bei freien Übertragungskapazitäten aus den
Nachbarländern sofort abgeregelt werden. Ein etwaig wirtschaftlich
sinnvoller Zubau solcher Kapazitäten ohne explizite Förderung würde
damit vermehrt ins Ausland verlagert werden.

Grafiken: 1) Importanstieg 2) Auswirkung auf Erzeugungsmengen
2035