PVE als Vorreiter in Sachen Erwachsenenimpfung

Wien (OTS) – Die Durchimpfungsraten bei Erwachsenen kommen in
Österreich kaum vom
Fleck. Impfskepsis, organisatorische Hürden und eine unzureichende
Aufklärung der Bevölkerung sind nur einige der Problemfelder, die
Expert:innen als Gründe identifizieren. Eine (Teil-)Lösung könnte bei
den Primärversorgungseinheiten (PVE) liegen, die durch ihre
multiprofessionellen Teams, langen Öffnungszeiten und ihre
wohnortnahe Versorgung über zentrale Voraussetzungen verfügen, um
Impfungen niederschwellig anzubieten. Dazu wurde nun ein komplettes
Konzept für die Praxis entwickelt, das der Österreichische Verband
der Impfstoffhersteller (ÖVIH) als Partner unterstützt.

Zwtl.: Multiprofessionalität als Vorteil

„ Wohnortnahe Primärversorgungszentren sind praktisch dafür
prädestiniert, eine Vorreiterrolle beim Impfen einzunehmen und
wesentlich dazu beizutragen, die Durchimpfungsraten bei
Erwachsenenimpfungen wie COVID-19, Influenza, Pneumokokken oder
Herpes Zoster zu erhöhen “, berichtet Mag.a Renée Gallo-Daniel,
Präsidentin des ÖVIH. „ Ärzt:innen, Pflegekräfte und andere
Gesundheitsberufe, die hier tätig sind, können sich die Aufgaben im
Impfprozess teilen: von der Impfaufklärung über die Durchführung bis
zur Dokumentation. “

Voraussetzung dafür sei, dass Impfungen gemäß Österreichischem
Impfplan in den Leistungskatalog PVE aufgenommen und als
verpflichtender Teil der Versorgung definiert würden – ähnlich wie
Vorsorgeuntersuchungen. Speziell den Pflegekräften käme durch ihre
besondere Nähe zu den Patient:innen eine besondere Rolle zu. Ihr
Aufgabenbereich müsse allerdings noch rechtlich aufgewertet und
angepasst werden.

Sie können auch viel dazu beitragen, der in Teilen der
Bevölkerung vorherrschenden Impfskepsis zu begegnen, wie in dem
Konzept, das vom ÖVIH gemeinsam mit zahlreichen Expert:innen
entwickelt wurde, festgehalten wird. „ Aufklärung ist hier das
Schlüsselwort “, betont ÖVIH-Vizepräsidentin Mag.a Sigrid Haslinger.
„ Die ist eine Teamaufgabe, die die PVE ganz besonders gut – und mit
unterschiedlichen Teammitgliedern – wahrnehmen können. “

Zwtl.: Kommunikationskampagnen als Unterstützung

Als Ergänzung dazu sind standardisierte, mehrsprachige
Aufklärungsunterlagen wichtig, die sicherstellen, dass Patient:innen
unabhängig von Herkunft und Bildung einheitliche Informationen
erhalten.

„ Zur Kommunikation rund ums Impfen gehören natürlich ebenso
positive Aufklärungskampagnen “, betont Gallo-Daniel. „ Der ÖVIH hat
seit vielen Jahren bereits Erfahrungen mit Impfaufklärungskampagnen
gesammelt. Der Erfolg der FSME-Impfung ist zu einem großen Teil auf
die seit Jahren immer wiederkehrende Impfaufklärungskampagne
zurückzuführen. Diese Kampagne wird vom ÖVIH gemeinsam mit
Gebietskörperschaften des öffentlichen Rechts umgesetzt. Generell
müssen aber – auch wenn sich der ÖVIH gerne als Partner beteiligt –
Vertreter:innen des Gesundheitswesens initiativ werden und Kampagnen
in die Wege leiten. Weiters ist es wichtig, Persönlichkeiten mit
hoher Glaubwürdigkeit einzubinden, von Lehrer:innen bis hin zu
regionalen Promis. Diese Aufklärungskampagnen müssen Impfungen als
ganz selbstverständliche Gesundheitsleistungen zeigen. “

Absprungmoment verhindern

„ Damit eine Impfung auch tatsächlich verabreicht wird, darf nach
Aufklärung und Einverständnis möglichst nichts mehr dazwischenkommen
“, so Haslinger. „ Muss die Person, die geimpft werden soll, sich
zuerst noch ein Rezept ausstellen lassen und den Impfstoff in der
Apotheke holen, ist das oft zu viel Aufwand. Diesen „Absprungmoment“
müssen wir beseitigen. “ Gerade in den PVE sei dies gut machbar,
indem kleine Impfstoffvorräte direkt in der Praxis gelagert und die
Apotheken in die Planung eingebunden würden.

Das Konzept sieht außerdem vor, dass jede Impfung lückenlos im e-
Impfpass erfasst werden muss und der Impfstatus bei jedem Kontakt mit
der Ordination sichtbar ist.

Die Expert:innen schlagen weiters vor, einen strukturierten
Jahresimpfplan pro PVE einzuführen, der Lebensphasen und Saisonalität
abbildet. „ Klare Abläufe, Zuständigkeiten und Kommunikationswege
erhöhen zudem Effizienz und Verlässlichkeit “, betont Haslinger. „ Je
einfacher und praktischer, desto besser. “

Rasche Umsetzung erforderlich

Für ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel ist dieses Konzept, das von
vielen Expert:innen gemeinsam geschaffen und diskutiert wurde, ein
riesiger Fortschritt, um die Durchimpfungsraten, vor allem im
Erwachsenenbereich, zu erhöhen. Sie verspricht: „ Der ÖVIH wird alles
in seiner Macht Stehende tun, damit es so schnell wie möglich
umgesetzt werden kann. “

Impfempfehlungen sind im Österreichischen Impfplan nachzulesen,
Impfberatung bieten Ärzt:innen und Apotheker:innen im
österreichischen Gesundheitswesen.