Fairness für heimischen Handel: Österreich startet Offensive gegen Temu, Shein & Co

Wien (OTS) – Der heimische Handel steht vor großen Herausforderungen:
Während
Betriebe mit hoher Steuer- und Abgabenlast, Fachkräftemangel und
Konsumzurückhaltung kämpfen, überschwemmen Drittstaatenplattformen
wie Temu oder Shein den österreichischen Markt mit zollfreien
Billigprodukten, oft unter Umgehung europäischer Standards.

Zum heutigen Tag des Handels des Handelsverbands stellt
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer klar: Wer in Österreich
handelt, muss auf faire Rahmenbedingungen vertrauen können – egal ob
online oder stationär. Die Bundesregierung setzt sich auf EU- und
nationaler Ebene für klare Regeln, bessere Kontrollen und gerechte
Spielregeln im E-Commerce ein.

Zwtl.: Billigflut stoppen: EU-Zollreform kommt auf Druck Österreichs

Drittstaatenplattformen wie Temu oder Shein bieten Produkte zu
Preisen unter fünf Euro an – versandt direkt an europäische
Endkonsumenten, oft ohne korrekte Deklaration und ohne Abgaben. Der
Trick: Die noch gültige Zollfreigrenze von 150 Euro , die es erlaubt,
Kleinsendungen abgabenfrei in den Binnenmarkt zu bringen. Laut
Handelsverband kamen 2024 rund 4,6 Milliarden solcher Pakete in die
EU – allein in Österreich waren es über 100 Millionen Sendungen . Nur
etwa 1 Prozent wird kontrolliert .

Die Auswirkungen sind gravierend:

Österreichische Händler verlieren massiv Marktanteile , auch
aufgrund höherer Kosten durch Steuern, Mieten, Löhne und gesetzliche
Standards.

Spielzeuge, Mode und Elektronik aus Fernost entsprechen vielfach
nicht den EU-Sicherheitsvorgaben (z. B. Weichmacher, CE-
Kennzeichnung, elektrische Sicherheit).

Der Konsumentenschutz wird untergraben – laut EU-Spielzeugverband
sind 95 Prozent der auf Temu gekauften Spielzeuge unsicher .

Der wirtschaftspolitische Hintergrund: China setzt gezielt auf
Europa als E-Commerce-Zielmarkt , auch als Reaktion auf US-Zölle.
Laut Handelsverband wurde von der chinesischen Führung beschlossen,
das grenzüberschreitende E-Commerce-Volumen jährlich um +10 Prozent
zu steigern.

Zwtl.: Klare Antwort: EU-Zollreform und nationale Maßnahmen

Österreich hat die Problematik früh erkannt und in Brüssel Druck
gemacht. Die EU-Zollreform bringt nun konkrete Schritte:

Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze mit 1.1.2028

Einführung einer Handling Fee von zwei Euro je Produktposition

Plattformverantwortung für korrekte Deklaration, Abgaben und
Produktkonformität

Aufbau einer zentralen EU-Zollbehörde (EUCA) mit digitalem Data
Hub und KI-basierter Risikoanalyse

Nationale Maßnahmen : Webcrawler, risikobasierte
Marktüberwachung, intensivere Zollkooperation

Zwtl.: Preisentwicklung: Differenzierter Blick statt
Schuldzuweisungen

Zunehmend steht der Handel – besonders der Lebensmittelhandel –
unter Druck, als „Preistreiber“ gebrandmarkt zu werden. Doch diese
Darstellung greift zu kurz:

Weltmarktpreise für Energie, Rohstoffe, Logistik sind seit 2022
massiv gestiegen.

Die inflationsgetriebenen Lohnkosten erhöhen zusätzlich den
Druck. Die Personalkosten pro Kopf liegen im österreichischen
Lebensmittelhandel um 31 Prozent über dem deutschen und um 59 Prozent
über dem EU-Schnitt.

Kleinere Betriebe sind besonders betroffen, da sie kaum
Spielräume bei Einkaufspreisen und Marge haben.

Gleichzeitig steigt der Druck durch Billiganbieter aus dem
Ausland , die weder gleiche Steuerlast noch soziale Verantwortung
tragen.

„Das gemeinsame Ziel bleibt klar: Runter mit der Inflation –
Richtung zwei Prozent. Im Lebensmittelbereich gelingt das nur mit
Schulterschluss aller Beteiligten – von den Produzenten über den
Handel bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Es braucht mehr
Eigenverantwortung, aber auch klare Regeln: vergleichbare Preise,
transparente Rabatte und nachvollziehbare Verpackungsgrößen. Wer
vergleichen kann, trifft bessere Entscheidungen – und stärkt zugleich
fairen Wettbewerb“, so Wolfgang Hattmannsdorfer.

Die Bundesregierung setzt daher auf einen faktenbasierten
Schulterschluss mit dem Handel: Für Preistransparenz, faire
Spielregeln und gegenseitiges Vertrauen statt pauschaler Kritik. Im
Zentrum stehen gemeinsame Initiativen zur Standortstärkung, die
gezielte Entlastung bei Energiekosten und der Kampf gegen
strukturelle Wettbewerbsnachteile, wie etwa dem Österreichaufschlag.

Zwtl.: Zitate

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer:
„Die Billigflut aus China bedroht nicht nur den heimischen Handel,
sondern unsere gesamte Wirtschaftsstruktur, von Lehrstellen über
Fachkräfte bis hin zur regionalen Wertschöpfung. Plattformen wie Temu
und Shein unterlaufen systematisch unsere Standards und entziehen
sich ihrer Verantwortung, bei Steuern, Produktsicherheit und
Arbeitsbedingungen. Das ist nicht nur unfair, das ist
brandgefährlich. Ich fordere daher: Zollfreigrenze abschaffen,
Plattformen in die Pflicht nehmen und Wettbewerbsverzerrungen
konsequent abstellen. Wer in Europa verkaufen will, muss sich auch an
europäische Spielregeln halten.“

Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl:
„Ein faires Wettbewerbsumfeld ist die Grundlage für eine starke und
resiliente Wirtschaft. Direktsendungen aus Drittstaaten umgehen den
heimischen Handel und verzerren damit den Markt. Gerade der Handel
ist jedoch ein bedeutender Arbeitgeber und ein wichtiges Bindeglied
zwischen Kunden und Produzenten. Er übernimmt neben Service und
Beratung auch entsprechende Verantwortung für Produktsicherheit und
Gewährleistung. Daher setzen wir uns auf europäischer Ebene für eine
ehestmögliche Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze ein, um fairere
Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.“

Rainer Will, Geschäftsführer Handelsverband:
„Plattformen wie Temu oder Shein schleusen Milliarden Produkte durch
den europäischen Markt – oft ohne Abgaben, ohne Kontrolle, ohne
Verantwortung. Während unsere Händler jeden Cent korrekt abführen,
werden Steuern und Sicherheitsstandards von den Ramschhändlern aus
China systematisch umgangen. Es kann nicht sein, dass ein Kunde 50
Euro zahlt, aber nur 20 auf der Rechnung stehen. Pro Jahr verlieren
wir eine Milliarde Euro an Mehrwertsteuereinnahmen. Wir brauchen
endlich eine rechtliche Gleichstellung. Die Bundesregierung hat jetzt
die Chance, auf nationaler Ebene eine Plattformhaftung für korrekte
Warendeklarationen umzusetzen. Wer wissentlich unsichere oder falsch
deklarierte Produkte vertreibt, muss haften – sonst verlieren wir
nicht nur Steuereinnahmen, sondern auch Vertrauen, Arbeitsplätze und
lebendige Innenstädte.“