Wien (OTS) – Missbrauch der persönlichen Daten, Überwachung,
Manipulation von
Wahlen, Fake News und eine unkontrollierbare künstliche Intelligenz:
Längst sind die dunklen Seiten des Internets bekannt und gefürchtet.
Wie können sich Mediennutzer:innen davor schützen? Wie kann sich
Europa angesichts der weltweit dominierenden Macht der digitalen
Giganten aus den USA und China zur Wehr setzen? Vor allem aber: Wie
kann es gelingen, dass Onlinekommunikation wieder der Demokratie
nützt und nicht fremden, intransparenten Interessen? Darüber
diskutieren im ORF-DialogForum mit dem Titel „Wie gefährlich ist das
Netz?“ in einer ersten Runde Helmut Brandstätter, Sonderausschuss
„European Democracy Shield“ des Europaparlaments, Publizistin Ingrid
Brodnig und Katja Mayer vom Zentrum für Soziale Innovation. Im
zweiten Panel beschäftigen sich Christina Elmer, Technische
Universität Dortmund, Markus Spillmann, EMEK, Eidgenössische
Medienkommission, und Thomas Steinmaurer von der Universität Salzburg
mit dem Thema. Cyberexperte Manuel „HonkHase“ Atug und Sarah
Spiekermann von der Wirtschaftsuniversität Wien sind in Form von
Interviews dabei. Musikerin & Content Creatorin Billie Steirisch und
Samantha Tady vom Open Circle Lab liefern den Realitycheck.
Die Diskussionsveranstaltung ist am Mittwoch, dem 13. Oktober, um
0.15 Uhr in ORF III zu sehen und danach auf ORF ON und SOUND
abrufbar.
Ingrid Brodnig konstatiert: „Das Problem ist nicht das Internet an
sich, sondern die heutige Ausgestaltung des Internets. Wir haben
wichtige Debattenräume, Räume, wo wir als Gesellschaft
zusammenkommen, um über Demokratie, über Wahlen, über das Miteinander
zu sprechen, Unternehmen überlassen, die die Regeln auf Basis ihrer
finanziellen Eigeninteressen bestimmen.“
Helmut Brandstätter formuliert scharf: „Das Businessmodell in diesen
Plattformen ist Hass. Und da spielt alles zusammen: Plattformen, wo
der Hass regiert, und Regierungen – noch demokratisch in den USA und
diktatorisch in Russland – die dieses gemeinsame Europa zerstören
wollen. Europa muss stark genug sein, dass wir den Digital Service
Act, den es ja bereits gibt, auch durchhalten.“
Sarah Spiekermann warnt: „Wir haben Technik so gebaut, dass sie uns
abhängig macht, süchtig macht, in Filterblasen führt. Und das
wiederum führt dazu, dass Technik uns mehr schadet als guttut. Aber
noch haben wir die Möglichkeit, das zu ändern.“
Samantha Tady hält hier mit ihrem neuesten Projekt „Influencers at
School“ dagegen: „Wir gehen mit Influencer:innen in Schulen, begegnen
dort Jugendlichen auf Augenhöhe und erarbeiten mit ihnen die
Gefahren, die mit sozialen Medien verbunden sind, damit Jugendliche
wirksam werden können. “
Billie Steirisch meint, dass junge Menschen besser mit sozialen
Medien umgehen können als ältere.
Katja Mayer ortet einen Ausweg: „Wir haben doch ganz fantastische
Technologie in Europa. Wir haben uns nur einfach zu sehr auf diese
großen Anbieter und deren Login-Effekte verlassen. Was wir brauchen,
und es liegen dafür sehr viele Vorschläge auf dem Tisch, ist ein
Verständnis für und der Ausbau von Infrastrukturen.“
Man brauche aber auch und besonders öffentlich-rechtliche Medien, so
Markus Spillmann: „Google und Co. sind keine journalistischen Medien,
sondern Distributionsplattformen, das ist ja eines der Probleme. Wenn
wir von publizistischen Inhalten sprechen, also von Journalismus,
dann braucht es letztlich Player im Markt, die diesen Anspruch auch
umsetzen können, die Standards haben, die die redaktionellen
Qualitätskriterien erfüllen.“
Und das auch im Internet, wie Thomas Steinmaurer sagt: „Es braucht
den ORF deswegen auch im Internet, um dort eine Insel der
qualitätsgetriebenen Information und Kommunikation zu sein, und es
braucht ihn vor allen Dingen, um eine Plattform zu sein, die nicht
nur marktgetrieben, sondern demokratiegetrieben ist, und
Gemeinwohlorientierung als Ziel hat. Wir brauchen in einer Demokratie
Medien, deren Ziel es ist, Demokratie zu stärken und nicht nur auf
den Shareholder-Value abzuzielen, sondern auch auf den Public Value.“
Christina Elmer tritt für öffentlich-rechtliche Social Media ein,
einen sogenannten Digital Open Public Space, der uns allen nützen
solle: „Die Idee ist, dass wir am Ende dort Debattenräume haben, in
denen man wirklich konstruktive Diskussionen auch
gesellschaftsdienlich und gemeinwohlorientiert führen kann.“
Moderiert wird das ORF-DialogForum von Klaus Unterberger, ORF Public
Value.
Das ORF-DialogForum ist eine Initiative des ORF, um das Gespräch mit
seinem Publikum, den österreichischen Institutionen, den
Organisationen und Gruppen der Gesellschaft zu beleben.




