Wien (OTS) – Natura 2000, das Rückgrat des europäischen
Naturschutzes, steht vor
einer massiven Schwächung: Am 7. Oktober stimmt das Europäische
Parlament über den Vorschlag der EU-Kommission zu einer weiteren „GAP
-Vereinfachung“ ab. Doch was als Entbürokratisierung verkauft wird,
entpuppt sich in Wahrheit als gefährlicher Angriff auf Europas Natur-
und Bodenschutz.
Am 7. Oktober stimmt das Europäische Parlament über den Vorschlag
der EU-Kommission zu einer weiteren „GAP-simplification“ ab. Doch was
als „Vereinfachung“ verkauft wird, bedeutet in Wahrheit einen
massiven Rückschritt für den Umwelt- und Naturschutz:
–
Der Vorschlag erlaubt eine faktische Zerstörung von Lebensräumen
in Natura 2000-Gebieten.
–
Er schwächt die EU-Maßnahmen zum Schutz unserer Böden.
–
Er schafft Unsicherheit für Landwirt:innen.
Besonders gravierend:
–
Landwirtschaft in Natura-2000-Gebieten soll automatisch als
umweltkonform gelten – auch wenn die Mindeststandards (GLÖZ) dabei
gar nicht eingehalten werden und daher gar nicht umweltkonform
gewirtschaftet wird.
–
Der Schutz sensibler Grünlandflächen in Natura-2000-Gebieten (
GLÖZ 9) wird gestrichen – ein Freifahrtschein für deren Zerstörung.
–
Die Pflicht, Maßnahmen gegen Bodenerosion zu ergreifen (GLÖZ 5),
soll entfallen – obwohl bereits 60–70 % der Böden in der EU
geschädigt sind und jährlich 1 Milliarde Tonnen Boden verloren gehen.
Das ist falsch, weil:
–
Viele Natura-2000-Flächen sind heute unzureichend geschützt – auf
dem Papier geschützt, in der Realität aber gefährdet. In Österreich
ist in Natura-2000-Gebieten die übliche und land- und
forstwirtschaftliche Nutzung weiterhin erlaubt – wobei nicht näher
definiert wird, was „üblich“ bedeutet.
–
Die GLÖZ-Regelungen sind Mindeststandards, die jede:r Landwirt:in
einhalten muss, um Umweltschäden zu verhindern.
–
Natura 2000 hingegen verpflichtet die Mitgliedsstaaten, seltene
Lebensräume aktiv zu schützen und wiederherzustellen – das eine
ersetzt nicht das andere!
Das Europäische Parlament steht nun vor einer klaren Wahl:
Natur und Böden schützen – oder deren Zerstörung unter dem
Deckmantel der „Vereinfachung“ zulassen. BirdLife Österreich fordert:
Stopp des Angriffs auf Natura 2000 und die Schwächung des
Bodenschutzes!
Hintergrund:
In Österreich umfasst das Netzwerk Natura 2000 über 350 Gebiete.
Mindestens 50 davon sind Vogelschutzgebiete, die wesentlich von
landwirtschaftlichen Lebensräumen geprägt sind wie z. B. der
Bisamberg in Wien, das Gebiet des Waasen (Hanság) und des Neusiedler
Sees im Burgenland, die March-Thaya-Auen in Niederösterreich, die
Oichtenriede in Salzburg, Teile des Ennstals in der Steiermark oder
die großen Riedgebiete im Vorarlberger Rheintal. In diesen
Naturschutzgebieten brüten Vogelarten, die oft anderswo keine Heimat
finden.




