„Jeder Missbrauchsfall ist ein Auftrag zum Handeln“

Österreich (OTS) – „ Vorfälle von Gewalt in Einrichtungen der Kinder-
und Jugendhilfe
erschüttern uns zutiefst. Trotz intensiver Bemühungen um die
Aufarbeitung früherer Missstände passieren solche bis heute immer
wieder .“ bedauert der DÖJ-Obmann Gerald Herowitsch-Trinkl.

Die Suche nach den Ursachen muss sich sowohl auf die
verantwortlichen Personen aber auch auf deren Einrichtungen und auf
die Rahmenbedingungen, unter denen sie arbeiten, beziehen. Bei den
Rahmenbedingungen liegt das eigentliche Potential für Verbesserungen
und Vorbeugung .

Der DÖJ weist seit vielen Jahren auf die unzureichenden
Rahmenbedingungen in der KJH in Österreich hin. Die aktuellen
Vorfälle zeigen erneut, wie dringend Verbesserungen angegangen werden
müssen. Viele Lösungen sind längst bekannt und teilweise auch im
Regierungsprogramm festgeschrieben.

Mehr qualifiziertes und auch ausreichend Personal : Der Bericht
der Volksanwaltschaft 2022 zur KJH zeigt, dass nur die Hälfte des
Betreuungspersonals eine sozialpädagogische Ausbildung hat. Es
braucht bessere und mehr Ausbildungsmöglichkeiten: Solche sind auch
im Regierungsprogramm vorgesehen. „ Die aktuellen Ereignisse müssen
der Anstoß sein, eine Ausbildungsoffensive entschlossen auf den Weg
zu bringen – zum Schutz der Kinder und Jugendlichen .“, moniert der
Geschäftsführer des DÖJ Hubert Löffler.

Harmonisierung der Standards . Es fehlen österreichweit
verbindliche Standards für Personalschlüssel und Qualitäten in der
Arbeit. Die neueste Statistik 2024 zur KJH macht wieder deutlich:
Kinder und Jugendliche werden je nach Bundesland durch die KJH sehr
unterschiedlich unterstützt. Die Regierung hat „Goldstandards“
versprochen – umgesetzt wird noch nichts.

Mehr finanzielle Ressourcen : Personalnot führt immer wieder zu
Überforderung, zu häufigen Personalwechsel und zu weiteren
Beziehungsabbrüchen bei den Kindern und Jugendlichen. Anlässlich
einer aktuellen Prüfung der KJH in der Steiermark und im Burgenland
empfiehlt der Rechnungshof unmissverständlich, dass „ die
Handlungsfähigkeit der Vollziehung der Kinder- und Jugendhilfe mit
genügend Personal sicherzustellen“ sei ( Rechnungshof, 2025 ).

Statt neuer geschlossener Einrichtungen – die zurzeit diskutiert
werden – braucht es zuerst Investitionen in individuelle und
intensivpädagogische Maßnahmen sowie eine klare Neuregelung
freiheitsbeschränkender Maßnahmen – das ist wirksamer Schutz und
macht geschlossene Einrichtungen vermutlich überflüssig. „Jeder
Missbrauchsfall ist einer zu viel. Wir dürfen nicht nur über
Aufarbeitung sprechen, sondern müssen die KJH endlich so stärken,
dass Kinder sichere Räume und verlässliche Begleitung haben. Denn
strukturelle Defizite bilden den Nährboden für einzelne
Missbrauchsfälle. Viele Lösungen liegen längst am Tisch und sogar im
Regierungsprogramm. Kinderschutz gelingt nur, wenn Organisationen,
Politik und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen!“

„Jeder Missbrauchsfall ist einer zu viel. Wir dürfen nicht nur
über Aufarbeitung sprechen, sondern müssen die KJH endlich so
stärken, dass Kinder sichere Räume und verlässliche Begleitung haben.
Denn strukturelle Defizite bilden den Nährboden für einzelne
Missbrauchsfälle. Viele Lösungen liegen längst am Tisch und sogar im
Regierungsprogramm. Kinderschutz gelingt nur, wenn Organisationen,
Politik und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen!“ sagt
Gerald Herowitsch-Trinkl.